Welche Farbe ist die Richtige ? Die 6 Fragen für eine sichere Farbentscheidung.

Welche Farbe ist die Richtige? Diese Frage stellt sich in allen möglichen Lebenssituationen und zu fast allen Themen, denen wir begegnen. Du kennst diese Situationen. Ob es der Kauf eines Kleidungsstückes ist, das Kinderzimmer eine neue Farbe bekommen soll, die Küche ausgesucht ist und jetzt nur noch die Oberflächen ausgewählt werden müssen, der Flur ein neues Gesicht oder die Fassade des Hauses ein Face Lifting braucht, eine Frage taucht immer wieder auf: Welche Farbe ist die Richtige? Je mehr Menschen man dann in die Farbentscheidung mit einbezieht, um so größer wird das Spektrum der Farben, die zur Auswahl stehen. Eine wirkliche Hilfe ist das dann auch nicht – es ist zum Verzweifeln. Dabei wird sich jeder als Estes die Frage stellen: Welche Farbe finde ich schön? Und die Meisten haben eine Idee, was Ihre Lieblingsfarbe ist.

Lieblingsfarben und das Gegenteil:

Farbe – eine komplexe Erscheinung

Farbe begegnen wir überall. Farben sind elementare Bestandteile unserer visuellen Wahrnehmung und unserer Umwelterfahrung. In der Natur erscheint uns Farbe beim Anblick von Landschaften, der Himmel hat unendliche Farben und Blumen scheinen vor Farbe zu explodieren. Die Tierwelt hat ein Farbspektrum, das uns immer wieder überrascht und fasziniert. In der von uns Menschen gestalteten Umwelt haben Farben wichtige Funktionen. Sie dienen der Information, der Kommunikation und der Gestaltung. Farbe ist aber weit mehr als eine ästhetische Aussage.

Farbe.

Allgemein versteht man unter dem Begriff Farbe den Farbeindruck von Gegenständen, der durch Auftreffen von Licht auf verschiedenen Oberflächen und dessen Reflexion mithilfe des Auges als Sinnesempfindung wahrgenommen wird.

Wie wirken Farben auf uns?

Farbe hat eine enorme Wirkung auf uns. Wir werden unbewußt und unwillkürlich von Farbe gesteuert. Farben haben Einfluss auf unsere Gefühle. Sie können Ängste auslösen, unsere Atmung steuern oder beruhigend wirken. Farbe stimuliert in Bruchteilen von Sekunden unsere Emotionen, Gefühle und Assoziationen werden hervorgerufen. Bis zu 80% aller Umweltinformation nehmen wir über Farbe auf.

Es gibt 6 Wirkungsweisen von Farbe. Wichtig zu wissen ist, dass die Wahrnehmung in der Regel automatisch und unbewußt abläuft.

1. Psychologische Wirkung: die Ursache hat in der Regel mit persönlichen Erfahrungen zu tun. z.B. Grün ist die Farbe der Unreife. Rote Erdbeeren sind reif, grüne unreif. Jemand ist noch grün hinter den Ohren. Grün ist positiv besetzt, weil grün als Farbe der Natur erlebt und mit dem Gefühle der Erholung verbunden ist.
2. Symbolische Wirkung: auch hier spielt die Erfahrung eine Rolle, allerdings oft aus Jahrhunderter alter Erfahrung. Verallgemeinerungen und Abstraktionen aus der psychologischen Wirksamkeit lassen eine symbolische Wirkung entstehen. z.B. ist die Hoffnung grün. Nach harten Wintern und Entbehrungen verbindet man den Frühling und das Keimen der Saaten mit der Hoffnung. Bis heute ist einem eine unsympathische Person nicht grün.
3. Kulturelle Wirkung: unterschiedliche Kulturen und ihre Lebensweisen lassen unterschiedliche Wirkungen entstehen. z.B. ist in Europa grün die normale Landschaftsfarbe. Bei Wüstenvölkern ist Grün die Farbe, die das Paradies symbolisiert.
4. Politische Wirkung: im politischen Bereich haben Farben eine besondere Symbolik. Flaggen signalisieren politische und religiöse Machtverhältnisse. z.B. ist Rot die Farbe der Revolution und die sozialistischen Länder haben Rot als Grundfarbe. Grün ist die heilige Farbe des Islam und ist die Grundfarbe der Flaggen aller islamistischen Staaten. Das Grün der irischen Flagge symbolisiert den Katholizismus und Orange die Farbe der Protestanten.
5. Traditionelle Wirkung: hatte oft etwas mit der Verfügbarkeit von Färbemitteln zu tun und war dadurch eine Frage des Geldes. z.B. war Grün ein billiges Färbemittel und deshalb trugen die Könige und Adlige keine grünen Kleider. Die Bezeichnung Giftgrün stammt aus der Zeit, wo die grüne Malerfarbe noch Arsen enthielt.
6. Kreative Wirkung: bei dem kreativen Farbeinsatz macht man sich frei von allen symbolischen und psychologischen Wirksamkeiten. Aber das kann zu Problemen führen, wenn man sich über verinnerlichte Bedeutungen hinweg setzt. z.B. die Ampelfarben. Tauscht man hier plötzlich die gewohnte und akzeptierte Zuordnung der Farben würde eine enorme Fehlerquelle entstehen. Rot ist tief verankert mit Achtung Stop und Grün heißt gehen. Kreative Farbgebung für Gegenstände muss also unbedingt verbrauchsgerecht sein.

Farbe wirkt niemals nur so ganz allein.

Ohne Licht keine Farbe. Bei der Farbentscheidung ist immer das Thema Licht mit einzukalkulieren. Natürliches Licht mit allen Spektralfarben lässt Farbe für uns am natürlichsten erscheinen. Künstliche Quellen nehmen Einfluss über die gewählte Lichtfarbe und dem Farbwiedergabeindex.

Farben beeinflussen sich gegenseitig. Farben wirken immer wieder anders und das hängt von den Nachbarfarben ab. Da erlebt man schonmal die ein oder andere Überraschung. Ein wunderschöner Grauton kann sich in der Farbnachbarschaft von Rot plötzlich ganz anders darstellen. Komplementäre Farben ( die die sich im Farbkreis gegenüberliegen: Gelb-Lila, Blau-Orange und Grün-Rot) haben eine sehr starke Wirkung aufeinander und befeuern sich gegenseitig. Hart aneinander stoßende Flächen können in der Wahrnehmung ein flimmern erzeugen.

Farbfläche und die Kategorie der Farbe bestimmt die Wirkung. Je größer die Farbfläche, desto dramatischer die Wirkung. Es ist entscheidend ob eine Farbe als Grundfarbe ( Flächenmäßig großer Anteil im Raum,) oder als Akzentfarbe ( Flächenmäßig kleiner Anteil) eingesetzt wird.

Farbwirkung ist abhängig von der Oberflächenbeschaffenheit. Ob eine Farbfläche matt oder hochglänzend ausgeführt wird hat einen sehr großen Einfluss auf die Wirkung der Farbe. Wird ein Lack als Farbmaterial gewählt, wirkt die Farbe immer anders als auf der Fläche daneben, die z.B. als Wandfarbe aufgetragen wird.

Wie finde ich die richtige Farbe?

Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit der Wirksamkeit von Raumgestaltung. Deshalb möchte ich an einem Beispiel für die Auswahl der Farbgestaltung eines Raumes die richtige Vorgehensweise zur Farbentscheidung aufzeigen. Was die wirksame Raumgestaltung bedeutet und welche Gestaltungsart genutzt werden kann, habe ich in meinem letzten Blogartikel detailliert betrachtet. ( 4x Raumgestaltung: Feng Shui, Raumpsychologie, Healing Design und Innenarchitektur.)

Die Frage, welche Farbe „gefällt“ – reicht nicht aus! Mit Farbe kann mehr erreicht werden.

1. Um welchen Raum geht es? Küche, Flur, Büro, Kinderzimmer oder das Wohnzimmer.
2. Welche Menschen halten sich in dem Raum auf? Eltern und 2 Kinder sowie Besuch ebenfalls in allen Altersklassen.
3. Welche Funktion hat der Raum? Lounge, TV Raum, Bibliothek, Kommunikationsort.
4. Was tun die Menschen in dem Raum? Aufhalten, chillen, TV schauen, Gespräche führen, lesen, Mittagsschlaf machen.
5. Wie lange und wann halten sie sich dort auf? Ab Nachmittags und Abends, mehrere Stunden
6. Was soll der Raum fördern? Kommunikation, Entspannt sein, wohlfühlen, zu Hause sein.

Die Kurzformel hierzu heißt: WER ist in WELCHEM Raum zu WELCHEM Zweck.

Die Psychologie der Farben.

Die Forschung hat wissenschaftliche Grundlagen geschaffen, auf deren Basis mit der Farbpsychologie gearbeitet werden kann. Es gibt keine Zweifel, das Farben Einfluss auf uns Menschen haben. Ein Bereich der Architektur / Innenarchitektur beschäftigt sich unter dem Titel Healing Design mit dem funktionalen Einsatz von Farbe zur Förderung des Heilungsprozesses. (Siehe auch mein Blogartikel: Healing Design – gegen die Angst.) Wenn wir wissen wie Farben auf uns wirken, dann können wir diese auch gezielt einsetzen, um bestimmte Emotionen und Assoziationen hervorzurufen und für uns nutzen.

Atmosphäre – Stimmung – Komposition

Möchte man nun eine Farbe dem Raum zuordnen, wird man feststellen, das eine Vielzahl von Anforderungen keine eindeutige und einfache Auswahl ermöglicht. Nun hast Du folgende Möglichkeiten:

• Farbzonen im Raum bilden: unterschiedliche Atmosphären schaffen. Im Bereich der Sitzlandschaft ruhige, Ton-in-Ton Farben mit dem Schwerpunkt auf Ruhe und Entspannung: z.B. Grüntöne ohne große Kontraste, weiche, nicht glänzende Oberflächen, gleichmäßige Farbflächen. Die Leseecke wird eher in warmen Gelbtönen gestaltet. Hier wird die Konzentration gefördert und die Stimmung ist positiv, angenehm.
• Prioritäten setzten. Der Raum soll grundsätzlich die Kommunikation fördern, Behaglichkeit ausstrahlen. So kann eine Farbwelt aus Orangetönen entstehen.
• Manchmal ist es auch der richtige Weg, sich über ganz persönliche Erfahrungen und Vorlieben einen Ort zu schaffen, der einen recht schnell und ohne viel Mühe in die richtige Stimmung bringt. Geht es zum Beispiel darum, im Raum eine entspannte Stimmung zu schaffen, sollte man sich einen Ort ins Gedächtnis rufen, an dem man sich zuletzt in dieser Stimmung befunden hat. Gibt es einen Ort, den man direkt mit dem Gefühl, welches man erreichen möchte, verbindet? Ein Waldspaziergang zum Beispiel. Rufen die wunderbaren frischen Grüntöne der letzte Wanderung die entspannte und beruhigende Atmosphäre hervor? Gelingt eine sofortige Entspannung, wenn die blauen Töne des Meeres vor dem inneren Auge auftauchen und an den letzten Urlaub am Strand erinnern. Sanfte Blautöne mit Naturtönen bestimmen dann den Raum.
• Raumfunktionen neu überdenken und neu zuordnen. Findet das Thema Kommunikation eher im Esszimmer als im Wohnzimmer statt? Wird im Wohnzimmer eher TV geschaut und eine gemütliche Leseecke kann im Arbeitszimmer entstehen.

Fazit

Farbempfindung hat immer einen persönlichen Anteil und hängen mit den Farberfahrungen zusammen, die jeder Mensch individuell gesammelt hat und vom kulturellen Hintergrund in dem man sozialisiert ist. Wissenschaftliche Erkenntnisse helfen uns, die Wirkung der Farben auf uns und unsere Gefühle zu verstehen. Die wirksame Raumgestaltung arbeitet genau mit diesen Erkenntnissen. Was für einen einzelnen Gegenstand gilt, gilt auch für eine ganzen Raum, für Wohn- und Arbeitsbereiche, ist Grundlage für die Gestaltung von Praxen und anderen Einrichtungen des Healthcare Bereiches. Meine Erfahrung ist, dass besonders in Bereichen, wo sich viele verschiedenen Menschen aufhalten, eine funktionale Farbentscheidung notwendig ist. Hier geht es nicht um den Geschmack, modische Farbtrends oder persönliche Vorlieben, sondern um die optimale Unterstützung der Menschen, die sich in dem Raum zu einem ganz bestimmten Zweck aufhalten.

Brauchst Du Unterstützung bei der Erstellung eines Farbkonzeptes? Für einen Raum, einer ganze Wohnung oder Deine Praxis? Gerne unterstütze ich Dich bei der Farbgestaltung, die Dir mehr Wohlbefinden, mehr Zufriedenheit und Erfolg bringen wird.

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Selbst kleine Änderungen können Großes bewirken