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4 x Raumgestaltung: Feng Shui, Raumpsychologie, Healing Design und Innenarchitektur – was ist das Richtige für mich?

Der Top Suchbegriff bei Google ist Feng Shui! Geht es um Raumgestaltung und Einrichtung wird der Begriff mit Abstand am meisten abgefragt. Nicht Innenarchitektur, nicht Raumgestaltung oder Raumpsychologie und schon gar nicht Healing Design werden gesucht. Was ist der Grund?

Das hat mich doch neugierig gemacht, ich möchte die Unterschiede herausfinden und bin selbst gespannt, wie und mit welchem Ziel sich die einzelnen Gestaltungsarten darstellen. Das ist der Anlass, warum ich jetzt diese Fachrichtungen und Anwendungskonzepte einmal näher betrachten möchte.

1. Feng Shui – wie geht das?

Worum geht es? Feng Shui ist die Lehre von der Harmonisierung des Menschen mit seiner Umgebung und basiert auf Beobachtungen der Natur, Ihrer Zyklen und deren Wirkung auf den Menschen. Feng Shui bedeutet in der Übersetzung Wind und Wasser, die elementaren Grundlagen des Lebens.

Entstehung und Entwicklung: Ursprünge reichen 3000 Jahre in der chinesischen Kulturgeschichte zurück. Die Feng Shui ähnlichen Praktiken sollen aus dem Ahnenkult entstanden sein, wo eine möglichst optimaler Ort für Bestattungen gefunden werden sollte. Später nutze man die Kenntnis um gute Böden für eine sichere Ernte zu finden, um die richtigen Orte zu finden, wo die Bebauung vor Naturkatastrophen geschützt war. Vorformen architektonischer Regelwerke entstanden. Die Hochzeit von Feng Shui war erst zur Zeit der Tang-Dynastie vor etwa 1000 Jahren. Es bildeten sich regionale Schulen die sich auf unterschiedliche Themen widmeten. Dazu kamen Elemente von religiösen und philosophischen Einflüssen, die von Konfuzius über Laotse bis Buddha reichen dazu. Heute wird vom klassischen oder Neo Feng Shui gesprochen. Viele der bekanntesten Feng Shui Meister sind Exilchinesen und leben in Hongkong, Malaysia, Australien und den USA. Diese folgen unterschiedliche Strömungen und haben eigene Ausbildungsschulen gegründet. Bei allen Unterschieden der verschiedenen Strömungen habe alle grundlegende Prinzipien. Dazu gehört das Yin-Yang-Prinzip und die Lehre der 5 Elemente.

Drachenernergie

Mir ist Feng Shui das erste Mal „ins Auge gesprungen“, als ich 1996 in Hongkong war. Ein Hochhaus mit Wohnungen, im Zentrum der Stadt, dass ein riesiges Loch mitten im Gebäude hat. Diese Öffnung soll der Drachenenergie des Berges freien Zugang zur Stadt ermöglichen! In einer Metropole, wo jeder Quadratzentimeter Geld bedeutet, wird auf einen Drachen Rücksicht genommen. Das hat mich wirklich fasziniert.

Ziel: Bei der Anwendung von Feng Shui geht es vor allem darum, die Beziehung der verschiedenen Elemente zu deuten. Die 5 Elemente sollen sich in Balance befinden. Tun sie das nicht, sind entsprechende Korrekturen notwendig. Ziel ist es, die negativen Einflüsse auf unsere unterbewußte Wahrnehmung in unseren Wohn,- Arbeits- und Lebensräumen zu minimieren und die positiven Einflüsse zu stärken.

Fazit: Feng Shui ist mit einem positiven Image besetzt. Wir sind von den Lehren zu Themen wie TCM ( Traditionell Chinesische Medizin), den Kampfsportarten, der Gartenkunst und der Künste wie Kalligraphie, Malerei und Lackkunst fasziniert. Es gibt aber auch Kritiker, die Feng Shui für Aberglauben halten, der sich durch wissenschaftliche Methoden nicht nachweisen lässt. Wer sich selbst ein umfassendes Bild dieser Lehre machen möchte, benötigt viel Zeit und wird sich intensiv, mit den kulturellen und geschichtlichen Hintergründen Chinas auseinander setzen müssen. Ohne diesen Einblick werden oft sehr oberflächliche und auch missverständliche Interpretationen dieser traditionellen, sehr komplexen Lehre angewandt. Vereinfachte Formeln werden entwickelt und es entstehen in Wochenendkursen Feng Shui Einrichtungsberater.

Ein nicht gerade respektvoller Umgang mit einer Jahrtausend Jahre alten Lehre und die doch sehr reduzierte Darstellung aus der Sicht der Schöner Wohnen Zeitschrift stellen die „Basis-Regeln beim Feng Shui“ in der Rubrik Tips&Trend so dar:

Auch wenn Sie bisher Feng Shui als Humbug angesehen haben. Folgen Sie unseren 11 Basis-Regeln und ihr Zuhause wird garantiert schöner – egal, ob Sie nun an Spirituelles glauben oder nicht.

schoener-wohnen.de, Tips & Trends

2. Wohnpsychologie – wie Psychologie einrichtet.

Ursprung: Wohnpsychologie ist eine junge Wissenschaft und ist ein Fachgebiet der Psychologie. Sie setzt sich aus den Teilbereichen der Umwelt-, Entwicklung-,Sozial-,Wahrnehmungspsychologie und den Neurowissenschaften ( Gehirnforschung) zusammen.

Die Zentrale Fragestellungen der Wohnpsychologie sind: Was ist ein menschengerechter Lebensraum? Welche Kriterien muss er erfüllen? Wie wirken Räume, Gebäude und das Umfeld auf den Menschen, auf sein Erleben, sein Verhalten, seine Entwicklung und auf seine zwischenmenschliche Beziehungen? Hier geht es nicht um ein paar Wohlfühlthemen!

  • Es geht um die Entwicklung des Menschen: In kognitiver, emotionaler und sozialer Hinsicht. Die Lebensumgebung, in denen wir uns aufhalten, unsere Wohnungen, unser Wohnumfeld unsere Arbeitsstätten beeinflussen unsere Entwicklung.
  • Es geht um die Sinnesreize aus unser Umwelt und wie sie auf uns wirken. Es geht nicht nur um unsere aktuelle Befindlichkeit sondern um den Einfluss auf unsere Gefühle, Gedanken, unsere Handlungen und unser Verhalten.
  • Es geht um die zwischenmenschliche Beziehung. Raumgestaltung hat direkten Einfluss auf das Scheitern oder Gelingen von Beziehungen bzw. können sie positiv oder negativ beeinflussen.
  • Es geht um erholsame Umgebungen oder Stresserzeugende. Räume können Heilungsprozesse unterstützen oder sogar krankmachen.

Ziel: Menschengerechte Lebensräume zu schaffen, Mängel, Defizite und Beeinträchtigungen zu erkennen und zu vermeiden. Die Konzepte und Empfehlungen der Wohnpsychologie basieren auf wissenschaftlichen Forschungsergebnissen. Die Ergebnisse sind theoretisch und/oder empirisch bestätigt.

Fazit: Dreh- und Angelpunkt für die Wohnpsychologie ist der Mensch mit seinen Bedürfnissen. Im Mittelpunkt steht die Beratung. Bedürfnisse werden herausgearbeitet, Wohnprobleme und Konflikte werden erkannt. Individuell auf den Menschen und seine aktuelle Lebenssituation bezogen werden Therapien zur Verbesserung der seelischen Situation erarbeitet. Der Raum und seine Eigenschaften sind nicht das zentrale Thema. Die Wohnpsychologie beruht als Teil der Achitekturpsychologie auf westlichen und wissenschaftlichen Konzepten.

3. Healing Design – wie Heilung gestaltet wird.

Healing Design ist ein Fachbereich der Architektur / Innenarchitektur. Nutzungsorientiertes Gestalten von Räumen im Bereich des Gesundheitswesens und wird von Architekten und Innenarchitekten entwickelt, planerisch bei Neu- und Umbauten eingebracht und umgesetzt. Grundlage sind aktuelle Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung zur Auswirkung des umbauten Raumes auf den Menschen. Diese Methode wird als Evidence Based Design bezeichnet.

Ziel: Das Wohlbefinden der Nutzer zu erhöhen, und das zentrale Thema ist, Stress und Ängste zu mindern. Denn nur dann kann der Heilungserfolg gefördert werden. Nachweislich nimmt die Gestaltung der Umgebung großen Einfluss auf unsere Befinden. Alle Themen die auf uns und unsere Sinne wirken, werden zur Steigerung der Aufenthaltsqualität genutzt. Die Faktoren, die dort eine Rolle spielen sind Akustik, Beleuchtung, natürliches Licht, Materialkonzepte, Farbgestaltung aber auch Ablauforganisationen und Erleichterung der Arbeit für das Personal. Hier profitieren nicht nur die Patienten, sonder ebenso Ärzte, Mitarbeiter und Angehörige. Das Ergebnis ist eine kürzere Verweildauer im Krankenhaus, die Gabe von Schmerzmitteln wird reduziert und die Patienten erleben eine deutlich höhere Aufenthaltsqualität mit einer positiven Auswirkung auf die Gesamtatmosphäre des Krankenhauses.

Fazit: Healing Design ist ein Themenbereich der Architektur und nutzt die Gestaltung der Räume zur Unterstützung des Heilungsprozesses. Grundlage sind Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Untersuchungen.

4. Innenarchitektur – all das und am Ende ist der Raum fertig!

Die Berufsbezeichnung Innenarchitekt*in ist eine geschützte Berufsbezeichnung. Es sind Fachleute mit einem Studium an einer Universität oder Fachhochschule mit Grundkenntnisse aus dem Bereich Architektur und Bauingenieurwesen und Fachkenntnissen zur Gestaltung von Innenräumen. Die Themenbereiche reichen von Wohnraumgestaltung, über Krankenhausbau, Gestaltung von Altenheimen, Kindergärten, Banken, Behörden, Läden und Messebau bis zum individuellen Möbelentwurf.

Sie sind Zuständig

  • für das Innere von bestehenden oder neu zu planenden Gebäuden.
  • für die innere Funktion, Konstruktion, Ästhetik und Atmosphäre von Objekten
  • für das physische, psychische und soziale Wohlbefinden des Menschen

Im Gegensatz zum Architekten, der sich mit der Hülle eines Gebäudes beschäftigt, konzentriert sich der Innenarchitekt auf das Innere eines Gebäudes. Dazu gehört sowohl die kreative Innenraumkonzeption wie auch die technische und organisatorische Umsetzung. Die Aufgaben sind sehr vielschichtig und reichen von einer Bedarfsanalyse, über das Erarbeiten von Raumkonzepten und Gestaltungskonzepten, Auswahl von Materialien und Farben, Möbelentwurf, Auswahl von Einrichtungsgegenständen bis hin zur Lieferantenauswahl. Neben diesen Entwurfsaufgaben gehört aber auch das Projektmanagement von der Planung bis zur Fertigstellung dazu. Auf der Kostenseite werden Angebot eingeholt, beurteilt und die Abrechnung kontrolliert.

Ziel: Die Bedürfnisse der Menschen sind die Grundlage für die Arbeit eines Innenarchitekten. Es werden ästhetische aber auch funktionale Lösung entwickelt. Kenntnisse zu Licht, Farbe, Klima, Akustik, Formen und Materialien sind notwendig um die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Kunden umzusetzten.

Fazit: Der Mensch mit seinen Bedürfnissen steht im Mittelpunkt bei der Gestaltung von Innenräumen. Es gibt 3 Aufgabenbereiche: eine Analyse der Bedürfnisse, den kreativen- gestalterischen Prozeß und die Realisierung. So werden die Menschen im gesamten Prozeß begleitet, beraten und dass erarbeitete Konzepte wird realisiert.

Wirksame Raumgestaltung

Zusammenfassung: Feng Shui ist eine fernöstliche Lehre, die über die Elemente eines Raumes für den Menschen Harmonie bringen möchte. Die Wohnpsychologie möchte eine menschengerechten Lebensraum schaffen, sieht die Menschen und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt und versucht therapeutisch einen Ansatz zu finden. Healing Design ist eine Fachrichtung der Architektur / Innenarchitektur und nutzt die Raumgestaltung, um den Heilungsprozeß zu fördern. Die Innenarchitektur erschafft individuelle, bedarfsorientierte, ästhetisch Lebensräume auf Grundlage der Bedürfnisse der Menschen und der Nutzung. Hier steht neben der Bedarfsermittlung aber auch das Entwerfen, Planen und die Realisierung im Mittelpunkt. Hier entstehen die Räume! Alle 4 Arten der Raumgestaltung sind der festen Überzeugung, daß Räume eine Wirkung auf die Menschen haben. Die westlichen Methoden beruhen auf wissenschaftlichen Untersuchungen und Studien. In der Innenarchitektur spricht man von Evidence Based Design. Hier werden gestalterische Entscheidungen auf Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen getroffen.

Ich arbeite sei über 20 Jahren im Health Care Bereich und bin überzeugt davon, dass die Raumgestaltung eine große Wirksamkeit auf den Menschen hat. Viele Erfahrungen haben mir gezeigt, dass der positive Einfluss von wirksam gestalteten Räumen großes Potential hat. Doch sollte nach der Analyse auch unbedingt die Umsetzung stehen – sonst ist zwar eine Erkenntnis gewonnen, aber verändern wird sich erst etwas, wenn man in die praktische Umsetzung geht.

Selbst kleine Änderungen können eine große Wirkung erzielen!

Welche Erfahrungen hast Du gemacht? Passt Deine Umgebung im privaten oder beruflichen Bereich noch zu Dir? Welche Bedürfnisse hast Du? Ich freue mich auf den Austausch dazu. Schreibe mir gerne eine Mail unter https://www.be-pechhold.de/kontakt/