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Healing Design – gegen die Angst

In diesem Artikel erzähle ich Dir, was ich in einem Krankenhaus erlebt habe – ein Selbsterfahrungsbericht. Wie es sich anfühlt, von einer Raumwirkung bedroht zu werden, was Angst in uns auslöst und die sechs entscheidenden Anforderungen, die helfen, unsere Angst zu vermeiden und was ein Wiesenstreifen in einem Krankenhausflur verloren hat.

Ins KRANKENhaus – dabei will ich doch GESUND sein.

Alleine das Gefühl, in ein KRANKENhaus gehen zu müssen, und wenn auch nur für einen ambulanten Eingriff, ist nicht gut. (Ein Haus voller Kranker – ich will ja eigentlich gesund sein oder wenigstens werden. Vielleicht sollte mal jemand über den Namen dieses Ortes nachdenken!) Und dann ist es soweit, ich packe meine Tasche, werde an der Krankenhaustür abgesetzt, das Krankenhaus verschluckt mich. Meine sorgenvollen Gedanken übermannen mich, nichts ist vertraut. Ich teile das Zimmer mit einer fremden Person. Selbst meine letzte vertraute Hülle, meine Anziehsachen, muss ich gegen ein Krankenhaushemd tauschen. Ich fühle mich so schutzlos, fremd und allein.

Angst: Es gab Zeiten, da hätte ein Mensch ohne Angst nicht überlebt. Die Aufgabe der Angst war, uns vor Gefahren zu bewahren und sie wappnete uns für Kampf und Flucht. Die Symptome, die wir bei Angst empfinden, sind unangenehm und bedrohlich. Typisch sind Herzklopfen, Herzrasen, Übelkeit, nervöser Magen, Kurzatmigkeit und körperliche Beschwerden steigern sich. Stress wird ausgelöst. Die 5 Stresskomponenten:

Nach einer zermürbenden Wartezeit geht es los. Ich liege in meinem Bett und das einzige was mich noch etwas schützt, ist die Bettdecke, unter der ich mich verstecken kann. Menschen laufen an mir vorbei, sehen mich mitfühlend an und dann geht es mit dem Aufzug nach unten.

Healing Design – wenn ich Dich wirklich brauche, bist Du nicht da!

Kellergeschoss, ohne Tageslicht, ein langer, trostloser Gang. Ich starre an die Decke und Streifen grellen Lichtes wechseln sich mit dunklen Flächen über mir ab. Es fühlt sich hektisch und unangenehm an. Die Geräuschkulisse ist so fremd. Stimmengewirr, Lüftungsgeräusche, zischende Geräusche von automatischen Schiebetüren die auf und zu gehen. Stimmen, Schritte, es ruckelt und plötzlich ändert sich die Fahrtrichtung. OP-Schleuse 5 am anderen Ende des Ganges wird angesteuert. Ich kann nur die Decke und den oberen Teil der Wände sehen. Rasterleuchten, viel zu grell, Rauchmelder, Fliesen bis zur Deckenkante, Schränke rundherum, Beschriftungszettel, medizinische Plakate. Die Schiebetüren zischen auf und zu, Leute kommen herein, laufen durch, kommen zurück und plötzlich bin ich allein.

Ein Pfleger betritt den Raum. Ein Zugang wird gelegt, die Elektroden werden angeschlossen, Blutdruck wird alle paar Minuten gemessen. Ich weiß nicht, wo ich hinsehen soll. Nichts hält mein Auge, fremde Geräusche, die ich nicht zuordnen kann, machen mir Angst. Mein Blick fällt seitlich auf eine Uhr, ich höre trotz aller Geräusche das Ticken und der Sekundenzeiger läuft träge im Kreis. Minuten schleichen dahin und ich warte. Die Liege setzt sich in Bewegung, ich werde in den OP gefahren. Es wird noch heller, alles strahlend weiß. Mir wird eine Sauerstoffmaske vor das Gesicht gehalten, mir wird leicht schwindelig und es wird dunkel und still.

6 entscheidende Anforderungen für ein Krankenhaus mit weniger Angst

Laut eine Forsa-Umfrage haben 32 % der Frauen und 25 % der Männer Angst vor dem Krankenhaus. Aus Forschung und Wissenschaft im Bereich Healing Design ist uns bekannt, wie negativ sich Angst und Stressfaktoren auf uns Menschen und den Heilungsprozess auswirken. Folgende Anforderungen wirken sich gegen die Angst aus:

  • Größtmögliche Sicherheit und Geborgenheit geben
  • Privatheit ermöglichen
  • Wahrnehmung und Orientierung unterstützen
  • Anregungen bieten ohne zu überfordern
  • Möglichkeiten zur Selbstbestimmung und Kontrolle anbieten und
  • Sozialkontakte fördern

Kleine Gestaltung mit großer Wirkung

Selbst eine kleine graphische Gestaltung mit einem Wiesenstreifen mit fröhlich tanzenden Schmetterlingen und Vögeln, die mich auf dem Weg auf der Wand und an der Decke begleiten, machen den Unterschied auf dem Weg zum OP. Während ich warte, kann ich mich mit dem Bild beschäftigen, denke an schöne Momente in der Natur, ich zähle Blätter oder folge den imaginären Flugbahnen der Vögel. Fast höre ich das Gezwitscher der Vögel…

Fazit

Es ist so dringend notwendig etwas zu tun! Dieses persönliche Erlebnis hat mich erneut in meinem Weg bestätigt, das Wissen über die Wirksamkeit von Raumgestaltung möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen, damit sie die Heilkraft der Räume für das Wohlbefinden nutzen können. Liebe Krankenhausdirektoren, nicht nur Therapeuten können sich diese Wirksamkeit zu Nutzen machen, auch für Krankenhäuser gilt: schon kleine Veränderungen können eine große Wirkung erzielen – für die Menschen und gegen die Angst.