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Wie ich wurde, was ich bin: Mein Weg zur Innenarchitektin für wirksame Raumgestaltung

Das ist die Fragestellung im Rahmen der Boom Boom Blog Challenge von Judith Peters. Das wird einer meiner ersten Blog! Das Thema ist für alle Teilnehmer vorgegeben und ich war hin und her gerissen zwischen: Was soll ich da schreiben, was sind denn die Wurzeln für das, was ich heute tue und wen interessiert das eigentlich… Das Überraschende ist, dass ich beim Schreiben einige neue Erkenntnisse für mich gewonnen habe: Menschen und Welten sind die entscheidenen Stationen auf meinem Weg. Das war mir so nicht bewusst.

  1. Ab der 10. Klasse war mir klar: ich möchte, dass sich Menschen freuen, wenn Sie mich sehen. Da war ich mir sicher und deshalb jagen jetzt andere Menschen Verbrecher bei der Kripo und ich beschäftige mich mit schönen Dingen und erfreue Menschen.
  2. Abitur 1985: Leider nicht gut genug. Meine Note reicht nicht – der NC ist höher. Erstmal eine Ausbildung. Das ist eh gewünscht und Tischler steht für eine optimale Vorbereitung auf das Studium der Innenarchitektur ganz weit oben auf der Liste der Hochschulen. Doch leider sind Frauen im Handwerk noch nicht so alltäglich und willkommen. Nach dem dritten vergeblichen Versuch habe ich dann beschlossen: Das Tischlerhandwerk hat Pech.
  3. Im Sommer 1985: Habe ich dann angefangen zu dekorieren. Ich habe Stefan, Chef der Schauwerbeabteilung eines großen Kaufhauses, für seine Hingabe und das Gefühl für Gestaltung bewundert. Mit Begeisterung habe ich mitten in den Sommerferien Weihnachtslieder singend, Tannenbäume geschmückt, tolle Stoffwelten in den Schaufenstern kreiert und gelernt kaligraphisch zu gestalten.
  4. 1987: Es reicht immer noch nicht. Eine kaufmännische Grundlage kann man immer gebrauchen – aber bitte in schön. Ein wunderbares, kleines und feines Einrichtungshaus mit familiären Anschluss und Aufgaben aus dem wahren Leben nimmt mich als Azubi mit ins Team.
  5. 1988: Burglind, die Chefin des Einrichtungshauses, ist die Queen des Geschenkverpackungs-Hypes. Ein unendliches Meer von Schleifenbändern, Papieren, alles was ein Dekoherz höher schlagen lässt – und ich mitten dabei: Life-Kurse für Geschenkverpackungsbegeisterte, Messebesuche, ein Buch entsteht mit Fototerminen, Nächtelang wird gefaltet, beglitzert im kreativen Flow. Festdekorationen, Ausstellungsgestaltung und meine ersten Einrichtungen für Kunden entstehen.
  1. 1989: Horst-Dieter, ein wirklicher Innenarchitekt, sitzt mir gegenüber. Ein bärtiger, eher in sich gekehrter Mann zeichnet ohne Pause, beim Reden, in der Stille, ohne aufzublicken. Ich bin fasziniert. Linien, wie mit dem Lineal gezogen, Perspektiven aus dem Handgelenk. Räume mit all ihrer Tiefe, locker mit Bleistift auf das Skizzenpapier einer Skizzenrolle gebannt.
  2. 1990: Bernhard, der Mappen Pabst: Ich will nicht länger warten – ich will etwas tun! Bewerbungen an den Unis mit einer Mappe sind möglich. Mappe?! Malen, zeichnen, darstellen – ich kann das eigentlich gar nicht. Ein halbes Jahr gehe ich 2 mal die Woche für 4 Stunden zu einem etwas strengen Kunstprofessor und arbeite mir, unter kritischer Aufsicht, die Finger wund.
  3. SS 1990: FH Detmold: ich bin da, wo ich hin wollte. Endlich wieder lernen, den Kopf anstrengen, aber muss denn mein Angstthema wieder auftauchen? Mathe – das kann ich nicht! Wozu in aller Welt brauche ich Statik und Bauphysik? Es hilft nicht – ohne das, keine Innenarchitektin. Also los. Und mit Hilfe eines geduldigen Lehrers schaffe ich es.
  1. 1996: Gudula Pechhold, Dipl.-Ing. Innenarchitektin: Eine tolle, kreative und super Zeit des Studiums geht zu Ende. Nächte durchgezeichnet, riesige Gefäße aus Ton erstellt, Exkursionen zu tollen Orten, Präsentationen gehalten und vom Sog der Kreativität und des Schaffens eingefangen. Die Realität ist ganz anders und es gibt viele neue Herausforderungen in meinen ersten Anstellungen.
  2. 1997: Bremen – eine neue Heimat: Selbstständig sein ist eine Option – na dann. Ab jetzt: selbst und ständig.
  3. 1998: Christoph, ein Tischler, Macher und Menschensammler: Arztpraxen sind sein Geschäft. Ich mache das, was mir am meisten Spass macht. Eine Praxis nach der Anderen, Konzept, Entwürfe und ich habe Jemanden, der es in die Wirklichkeit befördert. Eben noch auf der Skizzenrolle und dann schon im LKW auf dem Weg in die frisch gestalteten Praxen.
  4. 2000: Leonard & 2003: Julius. Und es geht doch – mit der Hilfe von Christel ist Job und Mutter sein machbar. Ein großes Projekt läuft an. Gut, dass unser Tisch groß ist, 10 Leute haben Platz in unserem noch nicht ganz fertigen, eigenem Haus zur wöchentlichen Bausitzung und ich bin mitten drin: Stillen während der Bausitzung, Kinder auf der Baustelle, Leo krabbelnd, mitten in großen Präsentation zwischen Anzugträgern und gewichtigen Entscheidungen.
  5. Juni 2006: ein Chirurg zeigt mir, was ich eigentlich tue. Die Verbrauch an Beruhigungs- und Betäubungsmittel, in der neuen Praxis für Mund-, Kiefer,- Gesichtschirurgie gehen bei den ambulanten OPs deutlich zurück. Seine Frau, an der Rezeption sagt, sie hat die Angst der Patienten immer riechen können und jetzt spürt sie eine deutlich entspanntere Atmosphäre in den neuen Räumen. Meine Gestaltung nimmt Angst – Räume haben eine Wirkung.
Praxisklinik Paderborn: 09.06.2006 Innenarchitektur gegen Angst
  1. 2012: Und plötzlich löst sich alles auf. Christoph stirbt, plötzlich und unerwartet. Mein Organisator und Macher fehlt. Was nun?
  2. Von da an: ich zahle Untermiete – in einem Architektur Büro. Ich fange gefühlt neu an und bin nicht mehr nur die Gestalterin, ich akquiriere, entwerfe, schreibe Angebote, leite eine Baustelle, rechne ab – einfach alles.
  3. 2017: Rollt mir Elaine einen roten Teppich aus: Teppichverkäuferin in Halbtagsstellung. Welcome Gudula Be-Pechhold Sales Manager and Design Consultant at Ulster Carpets Mills, Nord Irland. Ich steige in eine neue Welt ein: Hotels der extra Klasse erhalten individuell designte Teppiche. Ich verkaufe, mache Projektmanagement, entwickle Marketingstrategien, besuche Messen, reise und verlasse meiner Komfortzone gefühlt jeden Tag mindestens zweimal.
Welcome to Ulster Carpets Axminster Teppich Hersteller für die gehobene Hotellerie
  1. 2020: Schließt Corona die Hotels einfach zu. Im vollen Lauf, auf einem erfolgreichen Weg nach oben – Stillstand. Das gibt mir die Chance, mich zu fragen, was ich eigentlich will und was ich am liebsten tue. Augen auf.
  2. 2021: Sigrun und die verrückte Welt des Online Business taucht vor mir auf. Facebook, Instagram, Posts, bloggen und Launches – wow – ich hatte ja keine Ahnung. Scale up your Business – das ist es! Und schon sortiere ich mich wieder neu: was ist mein WHY und mein WAS ?
  3. Heute: Judith und BOOM BOOM BLOG: Wie ich wurde, was ich bin. Da ist mir beim Schreiben dieses Blogs noch einmal einiges klar geworden: Besondere Menschen haben mich inspiriert, auf meinem Weg begleitet und mir neue Welten gezeigt. Dafür bin ich jedem einzelnen sehr dankbar. Einige Stationen auf meinem Weg haben sich ergeben und ich habe einfach zugegriffen. Heute kann ich sagen: Ich bin die Gestalterin für die Wirksamkeit von Räumen. Ich möchte diese unglaubliche Chance, die jeder nutzen kann, in die Welt tragen.