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Innenarchitektur goes outside.

In diesem Artikel erfährst Du, wie alt und neu zusammenfinden und einem sympathischen Dorf eine Burg geschenkt wird. Was Kreisverkehre für spannende Perspektiven eröffnen, was das mit Geduld zu tun hat und letztendlich warum ich meinen Beruf so liebe.

Ein Protokoll

April 2018

Alles beginnt mit einer Frage: Sag mal, kannst Du auch Kreisverkehre? Wir möchten eine Skulptur für unseren neuen Kreisverkehr. Was könnte das sein? Wie könnte das aussehen? Hast Du eine Idee? Und schon fängt mein Kopf an, zu arbeiten.

Mai 2018

Der Gestaltungsprozeß setzt sich in Gang – da kann ich nichts machen – das ist einfach zu reizvoll. Los geht’s.

  • Was haben wir für eine Situation: Plan vom Amt für Straßen und Verkehr der Stadt Essen besorgt
  • Ortsbesichtigung: der Ort muss erfahren werden – aber vom Kreisverkehr ist noch nichts zu sehen, gar nichts.
  • Geschichte des Ortes: ein Termin mit dem Heimat- und Burgverein Burgaltendord e.V. und ab auf die Burg.
  • Was ist eigentlich ein Kreisverkehr? Ein Definitionsversuch: Ein Element, was den Verkehrsteilnehmer sanft über eine Kreisbahn in eine neue Richtung leitet. Richtungswechsel – Perspektivwechsel, Drehen um einen Mittelpunkt, Autofahrer – Fahrgäste in Bussen – Fussgänger – Fahrradfahrer – Motorradfahrer
  • Wikipedia ist immer gut und sagt dazu:

Ein Kreisverkehr, auch Verkehrskreisel,[1] Kreisverkehrsplatz (KVP), KreiselTeller oder Rondell genannt, ist ein Knotenpunkt im Straßenverkehr. Er besteht aus der Kreisfahrbahn und einer Mittelinsel. Die Kreisfahrbahn ist wie eine Einbahnstraße nur in einer Richtung zu befahren, das heißt im Rechtsverkehr entgegen dem Uhrzeigersinn (linksdrehend) und im Linksverkehr mit dem Uhrzeigersinn (rechtsdrehend).

Juni 2018

Themen, Ideen werden entwickelt und ich komme immer wieder zur BURG zurück. Eine neue Burg – als Pendant zur Alten? An einem Ende des Dorfes die Alte und am anderen Ende eine Neue? Das Wahrzeichen wird neu interpretiert! Was macht eine Burg aus? Der Turm. Burgzinne. Wie sieht der Turm der Alten denn aus? Burgzinnen charakteristisch für jede Burgseite, immer anders vom Zahn der Zeit gestaltet. Der Skizzenstift fliegt über das Papier, zeichnet, probiert aus, streicht durch, alles neu, schraffiert, vereinfacht, mit wenigen Strichen ein ganzer Turm. DAS IST ES! Jede Seite nur Außenlinien, Konturen, graphisch reduziert und doch charakteristisch einmalig. Die Silhouette des Turms. Die Burgzinnen wirken wie eine Krone.

Juli 2018

Die Stifter des Werkes sind begeistert, der Bürgermeister auch und die Bezirksvertretung stimmt zu.

September 2018

Der Gestaltungsbeirat der Stadt Essen stimmt ebenfalls nach einer Präsentation vor Ort zu.

Pause – warten – während das Amt für Straßen und Verkehr anfängt zu bauen.

März 2019

Die Stadt Essen stimmt dem Entwurf ebenfalls zu. Bauliche Details werden abgestimmt, Vorschriften geprüft und eingehalten. Der Durchblick darf allen Verkehrsteilnehmern auf keinen Fall versperrt werden. Vandalensicher sollte es sein. Standfest mit möglichst geringem fundamentalen Unterbau. Sturmsicher. Eine stabile, sich selbst haltende Rahmenkonstruktion entsteht. Sie gewährt Durchblicke und schafft spannende Perspektiven und ermöglicht eine ganz neue Wahrnehmung der altbekannten Landmarke von Burgaltendorf. Ich liebe Cortenstahl. Die Patinaschicht aus Rost verändert sich mit der Zeit. Robust, unverwüstlich und charaktervoll in einem Farbton der je nach Lichteinfall von leuchtend Orange bis zu kantig Braun wirkt. Entwurf abgeschlossen.

Pause – warten.

Oktober 2021 – ganz plötzlich nimmt es Fahrt auf, Eile ist geboten

Ausführungsplanung mit den Metallbauern aus Haan. Und dann wird der Turm gebaut. Riesige Elemente werden erstellt, es wird wassergestrahlt, gelasert, geschweißt und geschliffen.

Februar 2022

Die Skulptur erreicht die Baustelle in Burgaltendorf. Ein Schwertransporter bringt die Silhouette und über 2 Tonnen Stahl werden aufgerichtet. Innerhalb von 2 Tagen steht die Skulptur auf den Fundamenten: 5 Meter hoch und jede Seite 3 Meter breit.

Fazit: Aus dem Kopf in die Wirklichkeit

Es ergeben sich Aufgaben für einen Gestalter, von denen man nicht mal träumt. Überraschende, spannende Herausforderungen, die wirklich fordern und aus dem alltäglichen, gewohnten herausnehmen. Kreativität und Ausdauer werden verlangt und gefördert. Dinge mit anderen Augen zu betrachten, sich mit neuen Themen auseinander setzten und Neues entdecken lassen. Und am Ende ist es dann da! Eine Skulptur mit riesigen Ausmassen. Eben noch auf dem Blatt als schnelle Skizze, in eine Fertigungszeichnung übersetzt und dann im Original vor mir – ein wahnsinniges Gefühl. Der Prozeß ist immer wieder anders und kaum ist ein Projekt abgeschlossen, kann ich es kaum erwarten, mit einem Neuen zu beginnen. Die Freude ist immer da, ob eine Skulptur für einen Kreisverkehr entsteht, ein Möbelstück entworfen ist oder ein Therapeut freudig in der neugestalten Praxis steht.

Eine neue Burg wird gebaut – in 29s. Der Film