„Unser SPZ zieht um und wir möchten Sie bitten die neuen Räume zu gestalten.“ Gut das ich vor fast 20 Jahren schon einmal ein SPZ gestaltet habe, sonst hätte ich direkt mal Google fragen müssen: ein was? Abkürzungen sind das Eine – aber selbst die Vollversion hilft hier nicht direkt weiter: Ein Sozialpädiatrisches Zentrum – aha. Und das macht was?
Fangen wir von vorne an.
Ein Sozialpädiatrisches Zentrum(SPZ) ist eine spezialisierte medizinische Einrichtung, die sich auf die Diagnose, Behandlung und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungsstörungen, Behinderungen oder chronischen Erkrankungen konzentriert.
Was sind die Merkmale eines SPZs
Ein SPZ ist meist an Krankenhäuser angeschlossen, aber auch als eigenständige Zentren organisiert.
- Interdisziplinäres Team: Ärzte, Psychologen, Therapeuten und Sozialpädagogen arbeiten zusammen.
- Ganzheitlicher Ansatz: Die medizinische Versorgung wird mit psychosozialer Unterstützung kombiniert.
- Diagnostik & Therapie: Behandlung von neurologischen, motorischen oder kognitiven Entwicklungsstörungen.
- Elternberatung: Unterstützung für Familien bei Fragen zur Förderung und Therapie.
- Zusammenarbeit: enge Kooperation mit Schulen, Kindergärten und anderen sozialen Einrichtungen.
Ankündigung des Umzugs im Jahrbuch 2024/2025 der Stiftung Bethanien Moers

Welche Ziele werden verfolgt?
Das Hauptziel eines Sozialpädiatrischen Zentrums ist die frühzeitige Diagnose, Behandlung und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungsstörungen, chronischen Erkrankungen oder Behinderungen.
- Individuelle Förderung: Unterstützung der körperlichen, geistigen und sozialen Entwicklung von Kindern.
- Interdisziplinäre Behandlung: Ärzte, Therapeuten und Pädagogen arbeiten gemeinsam, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
- Frühzeitige Diagnostik: Je früher Probleme erkannt werden, desto besser können geeignete Maßnahmen ergriffen werden.
- Hilfe für Familien: Eltern werden umfassend beraten, um den Alltag mit besonderen Herausforderungen zu meistern.
- Integration & Teilhabe: Kinder sollen möglichst selbstständig werden und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.
Wer wird betreut?
In einem Sozialpädiatrischen Zentrum werden Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr behandelt, die besondere medizinische und therapeutische Unterstützung benötigen.
- Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, z. B. in Sprache, Motorik oder sozialen Fähigkeiten
- Frühgeborene mit langfristigen gesundheitlichen oder neurologischen Folgen
- Kinder mit chronischen Erkrankungen, z. B. Diabetes, Epilepsie oder Stoffwechselstörungen
- Neurologische Erkrankungen wie Zerebralparese, Muskelerkrankungen oder Autismus
- Verhaltensauffälligkeiten, z. B. ADHS oder emotionale Störungen
- Kinder mit genetischen oder angeborenen Erkrankungen wie Trisomie 21 oder Stoffwechselkrankheiten

SPZ des Krankenhauses Bethanien
feiert 20- jähriges Bestehen.
Umzug in neue Räumlichkeiten
auf dem Campus
Link zum Artikel:
Presseabteilung 22.05.20
Gestaltung – worauf es ankommt.
Die Raumnutzung in einem Krankenhaus ist immer in Bewegung. Stationen ziehen um, Gebäudeteile werden saniert und bekommen neuen Funktionsbereiche, Neubauten geben Luft in bestehenden Gebäuden. Und jetzt war das SPZ an der Reihe in einer langen Kette von Umstrukturierungen und Umzügen. Ich freue mich immer, wenn eine neue Aufgabe an mich herangetragen wird. Der Auftraggeber ist mir sehr vertraut, denn für die Stiftung Bethanien in Moers arbeite ich schon seit über 12 Jahren. Vom Altenheim, über die Entbindungsstation, die Krankenhauscafeteria für Mitarbeiter und Patienten, die Gesamtgestaltung und Möblierung des Neubaus der Wahlleistungsstationen oder die Akademie – ich durfte hier schon einiges gestalten. Die Stiftung Bethanien hat längst verstanden, wie wichtig die Raumgestaltung für die Patienten und Mitarbeiter ist. Gestaltung ist immer eine Investitionen in die Zukunft: sie fördert den Heilungsprozess, erhöht die Aufenthaltsqualität und sorgt für eine gute Arbeitsatmosphäre der Mitarbeiter.


Die Gestaltungsarbeit beginnt
Die Räume
Die Pflegeschule hat diese Räume vorher genutzt und ist in einen Neubau gezogen. Gemeinsam mit dem MVZ (medizinischen Versorgungszentrum) ist dort die Bethanien Akademie entstanden. Siehe dazu mein Projektbericht: Bildung ist bunt in Bethanien. Die verwaisten Räume liegen im Erdgeschoss im Haus R. Eine Fläche von 320qm, ein langer Flur, der jeweils an den Kopfenden eine Zugang hat, weiße Wände, Rasterdecken mit Rasterleuchten. Die Räume rechts und links vom Flur, haben ausreichend Tageslicht und blicken ins Grüne. Der Flur mit ca. 27m muss ohne Tageslicht auskommen. Ein Büroflur, atmosphärisch nichtssagend. Hier könnte alles und nichts unterkommen.
Mit Hilfe der 5 Grundfragen startet die Gestaltungsarbeit:
- Wer wird sich hier aufhalten?
- Zu welchem Zweck?
- Was wird benötigt?
- Welche Wirkung sollen die Räume auf die Nutzer haben?
- Wie kann die Umgebung die Arbeit und die Heilung bestmöglich unterstützen?
Das Raumprogramm
- Empfang mit 2 Arbeitsplätzen und einem Backoffice, Thekenanlage mit 2 Anlaufpunkten, Platz für Familien mit Kinderwagen, Geschwisterkindern
- Sekretariat, 1 Arbeitsplatz, Postfächer, Stauraum Akten/ Unterlagen
- Wartezimmer, Sitz- und Spielplatz, Spielzeug
- Motorik-Raum
- Diagnostik mit 2 Arbeitsplätzen
- Leitende ÄrtztIn
- Arztzimmer
- Psychologische Gespräche
- Pädagogische Mitarbeiter
- Sozialraum, WC Mitarbeiter
- WC, barrierefrei

Die Nutzergruppen
- Frühgeborene
- Babys
- Kleinkinder
- Kinder
- Jugendliche
- Eltern / Angehörige
- Mitarbeiter
Da stellt sich die Frage, wie sollte eine Gestaltung aussehen, die für einen Altersklasse von 0 bis 99 funktionieren soll. Neben den Patienten und Ihren Angehörigen sollen sich auch die Mitarbeiter wohlfühlen und bei ihrer Arbeit unterstütze werden. Dieses Thema habe ich ausführlich im Projektbericht zur Gestaltung der Kinderarztpraxis in Köln erörtert und erarbeitet. Mehr dazu unter Anders als gewöhnlich. Die Erkenntnis daraus ist: ältere Kinder und Jugendliche fühlen sich nicht von typischen Babythemen, wie Quietsche-Enten und lustigen Fröschen angesprochen und geschweige denn ernst genommen. Es müssen andere Themen her.
Besondere Anforderungen
Besonders wichtig, gerade für den diagnostischen Bereich und die psychologischen Gesprächssituation, ist eine Atmosphäre die beruhigt und vertrauen gibt. Fokussierung und Konzentration sollen gefördert werden. Die Räume müssen reizarm und unaufgeregt sein, sonst ist eine Arbeit mit den Patienten nicht möglich.
Arbeitsabläufe müssen gut funktionieren. Sowohl interne Abläufe wie auch die Patientenwege und Behandlungen sollten reibungslos funktionieren.
Belebte Zonen und Bereiche wo Ruhe notwendig ist sollten räumlich getrennt werden. Unruhe und Lärm, wie im Empfangs und Wartebereich, darf den Behandlungs- und Therapiebereich nicht stören.


Das 7 Punkte Gestaltungskonzept
1. Struktur geben.
Die Räume werden nach Funktionen geordnet. Dem Haupteingang sind der öffentliche Bereich mit Empfang und Wartezimmer zugeordnen. Das WC ist ebenfalls in diesem Bereich. Die Untersuchungs- und Therapieräume befinden sich im hinteren Teil des Flures. So herrscht hier etwas mehr Ruhe.
2. Öffnen und leiten
Ein baulicher Eingriff in den Räumen ist für die Flurgestaltung notwendig gewesen. Betritt man das SPZ ist der Flur das erste was ich sehe. Ein endlos langer Schlauch, Tür an Tür und ohne Tageslicht. Für einen angenehmen ersten Eindruck und um Orientierung zu geben, sind die Wände zum Empfang und zum Wartezimmer großflächig geöffnet worden. Das bringt mehr Bewegungsfreiheit, schafft dadurch ein Platzsituation im Bereich der Empfangstheke und des Wartezimmers. Tageslicht erhellt diese Zone. Gestalterisch wird dieses Zentrum durch den Wechsel des Bodenbelags abgebildet, die Wandfarbe wechselt und die Beleuchtung betont die Fläche und so wird die Länge des Flures unterbrochen.


3. Empfangen
Die Empfangstheke organisiert: es gibt 2 klar voneinander getrennte Anlaufpunkte die großzügig bemessen sind und so Privatsphäre ermöglichen. Die Kinder haben einen eigenen Platz auf der Bank dazwischen. Die Arbeitsplätze hinter der Theke sind nur über das Sekretariat zu erreichen und somit vor Zugriffen geschützt.


4.Therapieren
Die Räume sind schlicht, und zweckmäßig möbliert. Keine Ablenkung vom Wesentlichen. Ein Bereich der Aufmerksamkeit und Konzentration fördert, Privatsphäre gibt und einen sicheren Ort bietet.
5. Thema geben
Das Thema Wolkenhimmel ist Jedem vertraut und holt die Natur herein. Wolken können bei Groß und Klein angenehme Fantasiebilder erzeugen und beschäftigen das Auge und den Geist. Großfläche Bildflächen und runde Bilder auf dem Flur, die wie Ausblicke aus Bullaugen wirken, geben Weite und öffnen Perspektiven. Die runden Bilder im Flur wirken spielerisch und die Platzierung in verschiedenen Augenhöhen zeigen klar, das hier auch kleine Menschen unterwegs sind. Und es gibt für alle, die neugierig sind, eine kleine Überraschungen. Wer genau hinsieht entdeckt so einiges was fliegt!

6. Farbe geben
Farben die beruhigen, luftig sind und dadurch eine angenehme Atmosphäre erzeugen. In Kombination mit einem hellen Holzton und Blautönen gibt die Farbgestaltung Weite, beruhigt und strahlt Frische aus. Wechselnde Materialien am Boden, an den Wandoberflächen, glatte Flächen und weiche Polsterungen bieten Abwechslung und Vielfalt. Die Untersuchungs- und Therapieräume haben eine Wandfläche in einem warmen Cremeton erhalten. Durch dieses kleine Farbspiel von Weiß zu Creme erhält der Raum eine angenehme warme Gesamtatmosphäre.


7. Möblieren
Das Wartezimmer ist anders, als gewöhnlich möbliert. Es gibt keine losen Sitzmöbel. die Bank, die auch in den Raum hineinragt bietet sowohl kletter als auch Sitzmöglichkeiten, hat Aufbewahrungsfächer und schwingt sich durch den Raum. Lose, voll gepolsterte runde Hocker laden zum Sitzen und Spielen ein. Durch die feste Möblierung wird das oft laute Stühlerücken vermieden und das Wartezimmer wirkt durch die statischen Möbel immer aufgeräumt.



Fazit
Die erste Woche ist gelaufen – und es funktioniert. Noch müssen sich alle Mitarbeiter an die neue Organisation gewöhnen. Wege sind anders, Dinge sind an neuen Orten und die Patienten müssen sich ebenfalls neu sortieren. Die Rückmeldung sind alle positiv. Die Struktur unterstützt die Abläufe und beruhigt die Situation. Die Kinder sind entspannter und damit ist die gesamte Arbeitsatmosphäre ruhiger und wird als deutlich angenehmer empfunden.
Die Räume wirken!
Mir macht es immer unglaublich Spaß, nach einer Eröffnung in neuen Räumen sein. Alles hat sich zusammengefügt, die Nutzung lässt die Räume lebendig werden und die Gesamtatmosphäre kann wirken. Ein besonderer Moment für mich als Innenarchitektin.
Viel Erfolg in und mit den neuen Räumen, liebes SPZ Team! Alles Gute!
Wie man mit mir arbeiten kann
Ich bin für alles offen. Von der Gestaltung einzelner Räume, über Planungen einer ganzen Station bis hin zum Konzept für ein ganzes Haus. Alles ist interessant. Die Wirksamkeit von Räumen funktioniert für jede Größe! Nehmen Sie doch einfach unverbindlich Kontakt mit mir auf. Ich freue mich!
Ihre INNENarchitektin für die Wirksamkeit von Raumgestaltung.