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In 6 Schritten zur Auswahl der richtigen Bilder – ein Leitfaden

Bilderauswahl für den öffentlichen Bereich: ob Krankenhaus, Arztpraxis, Seniorenheim oder auch für mich zu Hause. Wie ich die richtigen Bilder auswähle, erkläre ich hier in meinem ultimativen Bilder-Auswahl-Leitfaden. Das Ganze wird mithilfe eines Beispielprojektes erläutert.

Die Aufgabe: Die richtigen Bilder an die Wand

Ja, was für ein Bild hängen wir denn hier auf? Such mal etwas Schönes aus. Das ist eine Aufgabe, die eigentlich Spaß macht. Bis ich merke, dass es doch eine Herausforderung wird: Welche Bilder wähle ich für einen öffentlichen Bereich aus? Worauf muss ich achten? Ich frage einfach ein paar Kollegen – und dann wird es erst Recht schwierig. „Nein, das Bild gefällt mir gar nicht“ oder „Ich mag kein Grün“ Nicht sehr hilfreich. Und nun?

Mehr dazu und warum die Atmosphäre in Räumen eine so große Rolle für uns Menschen spielt mit den 5 wichtigsten Wirkungen auf uns in meinem Blogartikel: SoulArt: Mit künstlerischer Intervention heilsame Räume schaffen.

Das Wichtigste: Der persönliche Geschmack ist hier nicht gefragt

Da sind wir schon am entscheidenden Punkt: Bei der Auswahl von Bilder für den öffentlichen Bereich, hat der persönliche Geschmack gar nichts zu suchen.

Aber wie treffe ich denn dann die richtige Wahl? Kann ich auch die falschen Bilder auswählen? Was mache ich am Ende, wenn die Bilder niemandem gefallen?

Leitfaden für die Auswahl der richtigen Bilder

Ein Beispielprojekt Tagespflege zum besseren Verständlichkeit:
Am Beispiel der Farb- und Materialgestaltung einer Tagespflege, beschreibe ich parallel zu den einzelnen Schritten des Leitfadens, wie man es praktisch anwendet und umsetzt.
Das Projekt beschreibe ich ausführlich unter: Tagespflege statt Schwimmbad

Schritt 1: Sich der Verantwortung bewusstwerden

  • Sich bewusstmachen, welche Verantwortung hinter dieser Aufgabe steht. Bilder sind ein sehr bestimmendes Element der Raumgestaltung. Besonders in Gesundheitseinrichtungen, an den Orten, wo die Betrachter aufgrund ihrer Erkrankung unter großem Stress stehen und deshalb viel sensibler auf die Umgebung reagieren, haben die Bilder eine besonders starke Wirkung.
  • Den persönlichen Geschmack ausschalten und mit anderen Kriterien arbeiten.

Beispielprojekt Tagespflege

Hierzu habe ich auch ein Gespräche mit dem Kuratorium der Boecker Stiftung in Witten geführt. Über die Bedeutung der Wirksamkeit von Raumgestaltung und den persönlichen Geschmack, mit dem Ziel alle Entscheider zu sensibilisieren. Ich mache das jetzt immer,direkt am Anfang, bevor ich meine Präsentation zur Raumgestaltung vorstelle. Wenn ich das Thema einmal gesetzt habe, kann ich dann, sobald es wieder heißt: „Gelb gefällt mir aber gar nicht,“ einfach auf die bereits erläuterten Kriterien verweisen.

Eine Farbentscheidung zu treffen, ist eine vergleichbare Aufgabe. Dazu habe ich eine ausführliche Betrachtung geschrieben und unter anderem die Frage geklärt, wie persönlicher Geschmack entsteht. Farbe ist keine Privatangelegenheit – Farbgestaltung im öffentlichen Raum

Schritt 2: Aufgabe klar definieren

  • Für welche Räume sollen Bilder ausgewählt werden? Einzelne Räume, Flure, Wartebereiche oder für eine ganze Station?
  • Wird man die Bilder einzeln betrachten oder hängen sie in Gruppen? Wähle ich Einzelstücke aus? Oder erstelle ich ein Bilderkonzept mit einem thematischen Zusammenhang?
  • Wie lange ist die Betrachtungsdauer? Blicke ich aus meiner Bettsituation tagelang auf ein und dasselbe Bild oder gehen ich im Flur schnell daran vorbei?

Beispielprojekt Tagespflege

Bei der Tagespflege geht es um die Gesamtgestaltung der Einrichtung mit einem umfassenden Konzept zu Farben und Materialien, Lichtgestaltung, dem Leit- und Orientierungssystem, der Möblierung und Raumgestaltung. All diese Themen münden dann am Ende, in die Auswahl der Bilder, die das Konzept zusammenfassen und in ihrer Wirkung unterstützen.

Schritt 3: Ort definieren

  • Was ist die Funktion des Raums?
  • Wer ist in dem Raum
  • Zu welchem Zweck befindet sich die Person in dem Raum?
  • Wo genau kann ein Bild platziert werden? Wie viel Platz habe ich?
  • Wie groß kann und sollte das Bild sein?

Beispielprojekt Tagespflege

Anhand des Grundrisses habe ich gemeinsam mit dem Auftraggeber das Nutzungskonzept entwickelt. Beispiel: Die Aufenthalts- und Gemeinschaftsräume

Ruheraum: Separater Raum mit Ruhesesseln oder Betten, abgedunkelt für Ruhepausen oder Mittagsschlaf.

Wohnzimmer: Gemütlicher Raum mit Sofas, Sesseln, TV, Büchern und Spielen. Platz für Rückzug in kleineren Gruppen

Küchenbereich: Küche für gemeinsame Koch- und Backaktivitäten, ausgestattet mit Herd, Ofen, Kühlschrank und notwendigen Utensilien.

Essbereich: Mit Esstischen und Stühlen für gemeinsames Essen. Bereich für gemeinsame Aktivitäten. Spiele, Basteln u.Ä.

Schritt 4: Was ist die Zielatmosphäre des Raumes – wie soll er wirken?

  • Was soll der Raum für eine Atmosphäre erhalten?
  • Was will ich mit der Wirkung dieses Raumes erreichen?
  • Was tut der Person gut, die sich hier im Raum befindet?
  • Was ist schon gegeben? Wie sieht die Umgebung aus? Mit welchen Gegebenheiten muss das Bild korrespondieren? Farben / Formen / Materialien

Beispielprojekt Tagespflege

Bedürfnisermittlung anhand der Nutzung/Aktivitäten

Der Ruheraum

Aktivität: Hier wird geruht, geschlafen, und hierhin zieht man sich zurück, wenn man eine Pause möchte. 

Farbauswahl: eher dunkle Töne, Blautöne, die beruhigend wirken, großflächige Farbverteilung, keine großen Kontraste. 

Formensprache: wenig Details und sanfte Formen. Alles, was beruhigt, meine Wahrnehmung zur Ruhe kommen lässt. Ein Ort im ruhigen Bereich, am Rand, ohne Störung.

Bildauswahl: Farblich abgestimmt im Blaubereich. Detailbilder von Blättern, um dem Auge Beschäftigung zu geben, wenn ich zur Ruhe kommen möchte, mit einem eher flächigen Hintergrund. Motiv: Naturelemente, die bekannt sind und beruhigen.

Esszimmer und Küche

Aktivität: Kommunikation, Essen, gemeinsames Arbeiten, aktiv sein.

Farbauswahl: warme Gelb-, Orange bis Rottöne, die zur Aktivität anregen, fröhlich und lebendig wirken, angenehme Wärme ausstrahlen und guttun. Kräftige Farben und abwechslungsreiche Kontraste, Blickfänge. 

Formensprache: vielfältig, bewegt, eher kleinteilig. Ein Ort, mit an dem man sich trifft, Platz hat, mit Bewegung, mittendrin.

Bildauswahl: Kontrastreiche Bilder, farblich leuchtend, großflächige Motive mit Details. Thema Blumen, zu denen jeder Gast, eine positive Haltung hat.

Das Wohnzimmer

Aktivität: etwas zurückgezogener, bequemes Sitzen, Lesen, Fernsehen, ruhige Gespräche, weniger Aktivitäten. 

Farbauswahl: erdige Töne aus dem Braun Beige Bereich. Warm und angenehm, Ton in Ton. 

Bildmotive: Die beruhigenden Farben finden sich in dem Bild wieder, und kommen auch in den Dekorationselementen vor. Harmonische, eher detaillierte Bildmotive, die über die Formen und Flächen wirken und auch hier als Naturmotiv zu erkennen sind.

Die Zielatmosphäre kann ich über
A. eine Bedürfnisanalyse der Nutzer festlegen
oder
B. mit Hilfe eines atmosphärischen Seismografen herausfinden.
Eine ausführliche Darstellung dieser Methoden habe ich in dem Blogartikel: Bilder an die Wand: Bildkonzepte für den Healthcare Bereich beschrieben.

Schritt 5: Welches Bild ist das richtige dazu?

Die Wirkung eines Bildes wird über 4 Kriterien gesteuert:

  • 1. Motivauswahl / Thema des Bildes: Welches Thema wählt man, was möchte man damit aussagen? Zeigt man Natur, sind es Stadtansichten oder wird es eine Blumenwiese ?
  • 2. Farbauswahl: Welche Farben sind vorherrschend, passen sie zur Umgebung, Ton in Ton, oder ist es ein starker Kontrast?
  • 3. Art der Darstellung: Ist es ein Gemälde oder ein schwarz/weiß Foto, eine Bleistiftskizze oder ein Aquarell?
  • 4. Gesamteindruck: Welche Wirkung hat das Bild? Ist es kleinteilig und aufregend oder großflächig? Sieht man Details oder eher Farbfläche?

Beispielprojekt Tagespflege

In einem Grundrissplan habe ich das Entwurfskonzept zusammengetragen. Hier habe ich mich für Fotos entschieden. Immer im engen Zusammenhang mit dem Farbkonzept und mit dem Ziel, die Wirksamkeit des Raumes eng an die Nutzung anzubinden.

Die Übersicht der Bilder mit Platzierung im Raum. Skizzen der Positionen im Raum.

Schritt 6: Anforderungen an Material und Ausführung

  • Welche Art von Bildern stelle ich mir vor? Gemälde, Fotos oder Grafiken?
  • Aus welchem Material ist das Bild? Auf Glas gedruckt, im Rahmen?
  • Wie wird es befestigt?
  • Wer produziert individuelle Bilder?
  • Wer liefert und montiert?

Themen wie Hygiene- und Brandschutzanforderungen sind zu berücksichtigen. Die Art der Aufhängung ist zu klären.

Zusammengefasst

Es ist ein sensibler Umgang gefragt, besonders wenn Bilder an Orten hängen, wo wir uns ungern aufhalten, wo es uns nicht gut geht und wo wir besonders verletzlich sind. Genau hier, ist eine gute Bildgestaltung eine große Chance zu unterstützen, zu beruhigen oder einfach zu erfreuen. Bildgestaltung ist ein wichtiges Gestaltungselement im Healing Design. (Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, kann mehr dazu in einem weiteren Artikel von mir unter dem Link: Healing Design herausfinden.)

Und ja – man kann auch die falschen Bilder aufhängen und damit eine negative Auswirkung verursachen. Es lohnt sich also die richtigen Bilder auszuwählen.

Auswahlkriterien die hilfreich sind

  1. Eine klare Definition der Aufgabe, schriftlich und mit dem Auftraggeber abgestimmt
  2. Die Kriterien der Auswahl sind:
    • Welche Bedürfnisse haben die Nutzer des Raumes?
    • Welche Wirkung soll der Raum auf die Nutzer ausüben?
    • Welches Bildmotiv / Bildthema passt dazu?
    • Welche Farben und Formen unterstützen die Zielatmosphäre?
  3. Ausgewählte Bilder zuordnen, Position und Größe festlegen
  4. Ausführung festlegen
  5. Beauftragen und Aufhängen!

Der Entscheidungsweg: Vom Nutzerbedürfnis zur Bildentscheidung

BedürfnisseAtmosphäreFarbtöneStruktur FlächeMotiv
Entspannungleise, ruhig, langsam, friedlichHell, Naturtöne, sonnig warmGleichmäßig, großflächig, weitLandschaft, Wiesen, Fotos, Strand
Rückzugallein, zurück-haltenddunkler, matt, kühlrunde Formen, gliedernd, starrWege, Seen, Meer, Stillleben, Lichtspiele, Schatten Portraits
Geborgenheitbehütet, warm sicher Ton in Ton Erdtöne, satte Farbenweich, umhüllendWald, Garten Bilder von Menschen
Zuversicht Hoffnung optimistisch, aufbauendhöher Kontraste
farbig, fröhlich, glänzend
Strukturiert bewegt kleinteiligBlumen, fröhliche Menschen, Himmel, Wolken
Tabelle der Bedürfnisse in Bezug zur Atmosphäre und der Motivauswahl

Du brauchst Unterstützung bei einem Bildkonzept?

Gerne stehe ich mit meiner Expertise zur Verfügung. Ich biete auch Workshops zu dem Thema an, wenn ein Bildkonzept mit einer Gruppe entwickelt werden soll. Das ist oft auch ein Teambuilding-Maßnahme und bringt eine ganze Station mal zu einem andern Thema zusammen.

Konzept, Umsetzung und Koordination – alles aus einer Hand? Kein Problem! Ich entwickle Bildkonzepte für einen Raum oder ganze Gebäude, von der Klinik über Arztpraxen bis hin zu Hotels und Büros.

Ich erstelle individuelle SoulArt Bilder, und habe Kontakt zu Künstlern, Fotografen und den ausführenden Firmen, die Bilder nach den gewünschten Anforderungen produzieren und montieren.

Rufen Sie mich an und wir finden heraus, wie ich Sie unterstützen kann.

1 Kommentar

  1. Evelyn

    Vielen Dank für diese interessanten Einblicke in deine Arbeit – und für die hilfreichen Anregungen und Fragen. Die werde ich mir bei meiner nächsten Bildauswahl zu Herzen nehmen.

    LG,
    Evelyn

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